Feuer 1970
Am 22 Oktober 1970, auf der 26. Weltumrundung, zwischen Neuseeland und den Fidschi Inseln, geschah das gefährlichste, was auf einem Schiff passieren kann: Feuer. Ein Brand war gegen 3.45 Nachts in der Passagierkombüse ausgebrochen und vorrübergehend außer Kontrolle geraten. Das Schiff hatte zu diesem Zeitpunkt ungefähr 3000 Personen an Bord (Crew und Passagiere).
Der Alarm für die Passagiere wurde 20 Minuten nach Ausbruch des Feuers gegeben (4.05), woraufhin eine Evakuierungsaktion zu den Rettungsbootstationen ausgelöst wurde. Durch die regelmäßigen Seenotrettungsübungen verlief die Evakuierung geordnet und organisiert. Eine halbe Stunde später waren alle Passagiere an Deck.
Um eine Ausbreitung des Brandes zu verhindern, wurden sämtliche Ventilationssysteme wie die Klimaanlage, Maschinenbelüftung und Abluftschächte unterbrochen. Feuerschutztüren wurden geschlossen, die Maschinen gestoppt und es wurde begonnen von zwei Seiten zu Löschen, um den Brandherd unter Kontrolle zu behalten.
Trotz der Gegenmaßnahmen konnte jedoch nicht verhindert werden, dass sich der Brand ausbreitete, vor allem vertikal. Immer neue Brandstellen wurden entdeckt. Das Feuer fraß sich durch insgesamt 7 Decks. Von der Kombüse auf dem A Deck breitete es sich über die eigentlich abgekapselten Abluftschächte zunächst auf das darüber liegende Hauptdeck aus. Ausgangspunkt auf diesem Deck war eine Mittschiffs befindliche Vorratskammer. Ausgehend von dieser Kammer wurden auf dem Hauptdeck die umliegenden Passagierkabinen und der Friseursalon zerstört. Auch auf den darrüberliegenden Decks brach das Feuer auf ähnliche Weise aus. Zwischenzeitlich war der Brand außer Kontrolle und wütete auf mehreren Decks gleichzeitig.
Zu einer möglichen Evakuierung des Schiffes fehlte zeitweise nicht mehr viel. Die Lage war so bedrohlich, dass die Mitteilung der Aufgabe schon an die Chandris- Zentrale nach Griechenland übermittelt worden war.
Gegen 7.00 morgens war der Scheitelpunkt der Ausbreitung überschritten und es gelang immer mehr das Feuer einzudämmen. Für den Brandherd in der Kombüse wurde eine zusätzliche schwere Pumpe herbeigeschafft. Obwohl die Feuerschutztüren geschlossen waren, konnte eine starke Rauchentwicklung auch in den nicht betroffenen Teilen der Australis nicht verhindert werden.
Dem entschlossenen und koordiniertem Einsatz der Crew und allen verfügbaren Mitteln war es zu verdanken, dass das Feuer nach mehr als 9 Stunden gelöscht werden konnte. Hilfreich waren auch die guten Feuerschutzmaßnahmen, auf die bei der Konstruktion der America besonderer Wert gelegt wurde.
Alle Passagiere mussten während dieser 9 Stunden auf den oberen Decks in unmittelbarer Nähe der zugewiesenen Rettungsboote verbringen.
Mit Abschluss der Löscharbeiten stand das Wasser in der Kombüse hüfthoch, zahlreiche Decken im Schiffsinneren waren schwarz, die Außendecks waren voll mit hunderten leerer Feuerlöscher.
Das Feuer zerstörte die Passagierkombüse, über 50 Kabinen und durch die Hitze auch das Tanzparkett des Ballsaales. Als Ursache des Brandes wurde eine defekte Schnellgefriereinheit ausgemacht, die sich eine halbe Stunde nach der allmorgendlichen Inbetriebnahme der Kombüse überhitzte.